Radiodermatitis chronische L58.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 30.05.2024

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Synonym(e)

chronische Radiodermatitis; chronische Röntgendermatitis; Radioderm; Radiodermie; Röntgenatrophie; Röntgendermatitis chronische; Röntgenhaut; Röntgenoderm; Röntgenspätfolgen

Definition

Chronischer Röntgenschaden der Haut, der sich nach einer Latenzzeit von Monaten bis Jahren nach der Einwirkung  ionisierender Strahlen auf die Haut im Bestrahlungsfeld einstellt. Die chronische  Radiodermatitis wird seit längerem unter der Beezeichnung: Kutanes Strahlensyndrom subsumiert. 

Ätiopathogenese

Strahlendosen 12–15 Gy (1200–1500 Rd), nach Radiodermatitis acuta 2. und 3. Grades oder bei wiederholten kleinen Strahlendosen. Ionisierende Strahlung erzeugt durch Bruch von chemischen Bindungen reaktive freie Radikale, die die zellulären Strukturen, wie Lipide, Peptide oder die DNA beeinflussen und verändern. Der Effekt am Gewebe wird durch eine Zytokinexpression, u. a. TGF-beta, Interleukin-6, TNF-alpha, gesteuert, die wahrscheinlich unmittelbar nach der Bestrahlung beginnt und über Monate anhält. Für den irreversiblen Umbau in der Spätphase - mehrere Monate nach Bestrahlung - kommt die entscheidende Rolle aktivierten Fibroblasten zu.

Klinisches Bild

Poikilodermatische, trockene, atrophische Haut, Verlust der Hautanhangsgebilde, fleckige Hyper- und/oder Depigmentierungen, Teleangiektasien. Später können trophische Störungen mit hartnäckigen Ulzerationen (chronisches Röntgenulkus) entstehen. In seltenen Fällen entwicklen sich auf das Strahlungsfeld begrenzte Morphea-artige Hautsklerosen (s.u. Strahleninduzierte Morphea)  

Komplikation(en)

Nach jahrelangem Bestand der chronischen Radiodermatitis entwicklen sich Röntgenkeratosen mit Tendez zur Karzinomentwicklung.

Therapie allgemein

Engmaschige Kontrolle der Haut zum Ausschluss von epithelialen Neoplasien. Vermeidung von Traumata und mechanischen Reizen, da Verletzungen schlechte Abheilungstendenz zeigen und zum Röntgenulkus führen können.

Externe Therapie

Blande pflegende und rückfettende Externa (z.B. Asche Basis Salbe, Linola Fett, Excipial Fettcreme). Bei stark entzündlicher Reaktion kurzfristig Glukokortikoide wie 0,25% Prednicarbat (z.B. Dermatop Creme), 0,1% Mometason (z.B. Ecural Fettcreme). Bei Ulzeration konservative Behandlung mittels stadiengerechter Ulkustherapie mit Wundreinigung und granulationsfördernden Externa bzw. Hydrokolloidfolie (z.B. Varihesive Extra dünn), s.u. Wundbehandlung.

Interne Therapie

Schmerzstillende Medikamente wie Acetylsalicylsäure (z.B. ASS) 3mal/Tag 500 mg p.o., Tramadol (z.B. Tramal Trp.) 20-40 Trp./Tag oder Ibuprofen (z.B. Ibuprofen Stada) 200-400 mg/Tag können hilfreich sein.

Operative Therapie

Wegen schlechter Heilungstendenz ist die Totalexzision häufig nicht zu umgehen (Berücksichtigung der anatomischen Verhältnisse). Bei Entwicklung von Keratosen ist operatives Vorgehen obligat! Weiteres Vorgehen entsprechend dem histologischen Resultat (s.a. Röntgenkarzinom).

Verlauf/Prognose

Abhängig von den Komplikationen. Bei rechzeitiger Karzinomerkennung und -beherrschung günstig.

Literatur
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  4. Gottlober P et al. (2000) Cutaneous radiation syndrome: clinical features, diagnosis and therapy. Hautarzt 51: 567-574
  5. Panizzion R (1993) Dermato-Röntgentherapie. Heutiger Stand. Hautarzt 44: 749–760

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